- This topic has 2 Antworten, 2 Stimmen, and was last updated vor 5 years, 8 months by Jürgen Eilers.
-
AutorBeiträge
-
01.08.2017 um 10:08 AM #23930Jürgen EilersKeymaster
Es wurde kürzlich eine „Bewertung der (FMEA-)Software anhand von Kriterien“ veröffentlicht. Auffälligstes „Muss-Kriterium“ dort ist der Bewertungspunkt „BxA-Matrix (Folgenebene, z.B. Medizin)“. Ca. 80% der FMEA-Softwareprodukte haben diese Funktionalität nicht implementiert. Bei der APIS IQ-Software wurde hier nur eine befriedigende Umsetzung attestiert.
Aus meiner Sicht ist es zum einen fragwürdig, wie ein solcher Punkt der von der Mehrzahl der FMEA-Softwareprodukte nicht implementiert ist zu den Muss-Kriterien gezählt werden kann. Zum anderen geht es mir um die Umsetzung. Es ist an sich einfach so etwas zu implementieren, vorausgesetzt es ist spezifiziert was zu tun ist.
Die Bewertungszahl für die Bedeutung (B) ist der Folge zugeordnet. Die Bewertungszahl für die Auftretenswahrscheinlichkeit (A) einer untergeordneten Ebene im Fehlernetz. Die Bewertungszahl für die Entdeckungswahrscheinlichkeit (E) ebenfalls einer untergeordneten Ebene.
Wenn wir davon ausgehen, dass E nicht berücksichtigt werden soll, dann gibt es bei z.B. folgende Grundproblematik:
– Die Anzahl der Basisfehler wird (vermutlich) nicht vollständig sein. Eine Summenbildung ist nur dann sinnvoll, wenn davon ausgegangen wird, dass alle nicht betrachteten Basisfehler keinen signifikanten Beitrag liefern.
– Es ist nicht dokumentiert, welche Basisfehler unabhängige Ereignisse sind. Bei FMEA wird auf die Modellierung über FTA verzichtet. Einen korrekten Minimal-Cut-Set zu erstellen ist nicht möglich.
– Die Bewertungszahlen für A korrespondieren nicht linear mit entsprechenden Häufigkeiten wie z.B. als ppm im Bewertungskatalog dokumentiert.
Kann einer der Experten aus dem Anwenderkreis der APIS IQ-Software beschreiben, wie eine Umsetzung der BxA-Matrix auf Folgenebene erfolgen soll?
Ein simpler (pragmatischer?) Ansatz wäre die Übernahme der Worst-Case Bewertungszahl für A.
Ein anderer Ansatz ist das Erzeugen einer Maßnahmengruppe bei der Folge und dort manuelle Vergabe von A. Dies ist übrigens auch der Weg, über den schon heute die BxA Matrix auf Folgenebene erzeugt werde kann. Nicht gewünschte Inhalte der BxA-Matrix können dabei über einen Filter entfernt werden.
01.08.2017 um 11:25 AM #23931mwerdichParticipantHallo lieber Herr Eilers,
als Inputgeber der Muss-Forderung der Auftretenswahrscheinlichkeit auf der Folgenebene danke ich Ihnen, dass Sie das Problem thematisiert haben. Gerne gebe ich hier einige Antworten aus meiner Sicht.
Zunächst möchte ich betonen, dass diese Forderung aus der praktischen Arbeit nicht aus der VDA Methodenbeschreibung kommt sondern in der Medizintechnik, Management, Maschinen, … kommt. Und dort ist es ein Muss-Kriterium. Je mehr ich mich damit befasste wurde mir die Sinnhaftigkeit dieser Forderung bewusst. Die aktuelle Umsetzung schaut meist so aus, dass eine Excel Tabelle aus APIS generiert wird um dann händisch die Folgenwahrscheinlichkeiten einzutragen. Dies ist umständlich und könnte von Ihnen leicht implementiert werden.
Es geht nicht darum, die Kriterien nach dem „Stand der Wissenschaft“ nach der Anzahl der umgesetzten Features in bestehenden Software-FMEA-Werkzeugen zu bestimmen, sondern nach den Anforderungen aus der gelebten Praxis um die Applikationen zu verbessern
Sie haben durchaus Recht, wenn Sie schreiben, dass die Folgenwahrscheinlichkeit durch die Ursachen-Wahrscheinlichkeit bestimmt wird. Allerdings ist dieser induktive Ansatz in den wenigsten Fällen wirklich umsetzbar. Gründe sind:
1. dass oft in der FMEA nur ein Teil der gesamt möglichen Ursachen analysiert wird und nicht alle möglichen Ursachen hier eingehen. Z.B. wenn die Folge eines übergeordneten Systems gefordert ist und nicht überall eine FMEA vorliegt (Normalfall)
2. Dass die Folgen-Wahrscheinlichkeit stark von Betriebssituationen und den umgesetzten „Diagnostik Coverage (DC)“ (diese liegen oft auch außerhalb der FMEA-analysierten Umfänge) abhängt, was in der FMEA nur selten und höchstens bei APIS betrachtet wird.
3. Viele Kunden und Normen fordern eine einfache Risikomatrix BxA auf Folgenebene (die Entdeckung ist im Kundenbetrieb bereits berücksichtigt). Aktuell wird hier eine händische vereinfachte Risikoanalyse zusätzlich (meist im Vorfeld der FMEA) erstellt.
Daher meine Vorschläge zur möglichen Umsetzung:
1. Möglichkeit (einfach): händisch in einem Attribut in der Folge notieren mit separatem Katalog
2. Möglichkeit (wenn alle Ursachen analysiert werden): Amax wird durch Betriebszustände, in denen DC als Attribut enthalten sind, nach oben zur Folge berechnet.
3. Am besten beide Möglichkeiten implementieren. Z.B. Afolge und Amax
Deutlich möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen: Wir brauchen dieses Feature. Wer´s nicht braucht – muss dieses Kriterium bei der Softwareauswahl nicht berücksichtigen.
Ich hoffe mit diesen Ausführungen das Verständnis für dieses Muss-Kriterium etwas verbessert zu haben.
Herzliche Grüße nach Braunschweig aus dem Allgäu
Martin Werdich / FMEAplus Akademie
01.08.2017 um 12:28 PM #23932Jürgen EilersKeymasterHallo Herr Werdich,
die Anforderung nach einer BxA-Matrix auf Folgenebene ist bei uns als Feature Request RP-4425 erfasst. Wir werden Ihre Umsetzungsvorschläge und Hinweise diskutieren.
Die APIS IQ-Software wird auch bei vielen Firmen im Bereich Medizintechnik eingesetzt.
Ich habe den Beitrag zur BxA-Matrix auf Folgenebene auch eingestellt, weil Hinweisen von Anwendern aus diesem Bereich die Relevanz belegen könnten. Gerne nehmen wir solche Hinweise auch per E-Mail an info@apis.de entgegen. Oder hier im Forum oder auch z.B. bei unserem jährlichen Benutzertreffen.
-
AutorBeiträge
- Sie müssen angemeldet sein, um zu diesem Thema eine Antwort verfassen zu können.